Wenn man die Welt anders wahrnimmt,
als es gewöhnlich der Fall ist,
steht die Wirklichkeit auf dem Kopf -
das Berufsrisiko jedes Künstlers,
jedes behinderten Künstlers,
jedes Lebenskünstlers.
Versteinerung der GeschichteTextfragmente zum Bau der Berliner Mauer vor 65 Jahren Ein Leseabend mit Schneckenmusik |
Kalkdorfer Kalkstein vom Ostrand Berlins wird permanent gebrochen, um für uns nützlich zu sein. Er dient heute noch zur Zement- und Betonherstellung. Sein Beton wurde 1961 auch zum Bau der Berliner Mauer gebraucht. Benno pendelt als Kind zwischen Ost und West, erlebt die Zeit vor und mit der Mauer, die zur tödlichen Grenze wird. Sie trennt Familien, Freundschaften, Landschaften, versteinert die Gesichter, das Denken der Politiker, der Zöllner und Grenzsoldaten. Sie lässt eine ganze Gesellschaft versteinern, die sich erneuern wollte –stattdessen zugrunde ging. In Kalkdorf wurden in den 1903-er Jahren die Betonfertigteile erfunden. Jetzt fertigten die Betonwerker Winkelelemente, aus denen befehlsgemäß die Mauer gebaut worden ist, ein Serienprodukt aus Betonelementen, die „noch in 100 Jahren stehen“ würde, hätte man sie nicht zertrümmert, in alle Welt verkauft. Der in Schichten lagernde Kalkstein enthält außer Schnecken und Muscheln auch Versteinerungen von Seeigeln, Seelilien, Ammoniten. Sie erlauben die Datierung der Kalksteinentstehung im Erdmittelalter. Meine Textfragmente enthalten politische Leitfossilien. Personen der Zeitgeschichte erleichtern die Orientierung in einer Epoche der Nachkriegsgeschichte, von der es heute heißt: Es war einmal, once upon a time; so stand es über der Tür der Wallstreet Gallery in der Zimmerstraße, wo das Programm 2016 seine Uraufführung erlebte.
Kontakt und Konditionen: Bernd Kebelmann [ << zurück ] |