Alpträume auf der Orgelbank

Ein blinder Organist, seine Musik und – sein Schweigen



Lesung mit Orgel- oder Klaviermusik, etwa 60 Minuten Programm

Ein erblindeter junger Mann wurde mit anderen, die in der Anstalt lebten, zwangsweise sterilisiert, um die Fortpflanzung zu verhindern. Auch dies geschah im Rahmen der von Hitler bei Kriegsbeginn 1939 befohlenen Euthanasie-Aktionen. Sie richteten sich gegen „erbkranke“ Menschen; die Auswahl trafen die Mediziner. Der erste Befehl dazu kam vom Standort T 4 (Tiergartenstraße 4) in Berlin.

Von Euthanasie direkt betroffen waren bis 1941 hunderttausende „erbgeschädigte“ Kinder, Frauen und Männer mit körperlichen Gebrechen oder psychischen Erkrankungen. Sie wurden nach ärztlicher Auswahl in Dutzenden Tötungsanstalten durch Vergasen, Verhungern, Giftspritze oder Medikamente „Vom Leben zum Tode geführt“, um „dem Volkskörper nicht zur Last zu fallen“. - Im Rahmen des Holocaust-Gedenkens wird jährlich auch den Opfern der Euthanasie gedacht. Am Standort T 4, nahe der Philharmonie in Berlin, findet Ende Januar an der „blauen Wand“ eine Gedenkstunde statt.

Der junge Mann durfte überleben und hat viele Jahre später, längst war er Organist, widerstrebend seine Geschichte erzählt. Er hat geheiratet, und nach dem Krieg durfte das Paar ein Kind adoptieren. Aber der Schmerz und die Demütigung, Ängste und Trauer bleiben. Sein Trost, seine Zuflucht, Musik:
Am liebsten versteckt er sich hinter den Orgelklängen, schlüpft in die Fugen von Bach, Buxtehude, Rheinberger, Reger und Franck … Messian bitte nicht: Zu viele Vogelstimmen! Das Erschreckendste ist, dass die Ideologie, die brutal in sein Leben eingriff, noch immer, schon wieder lebt!


Kontakt und Konditionen: Bernd Kebelmann


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